Deutsch-Griechische Gesellschaft "Griechen-Haus Leipzig" e.V.
Γερμανοελληνικός Σύλλογος «Σπίτι των Ελλήνων» Λειψία

Kalenderblätter 2017

Abenteuer Süden: Mit dem Auto nach Griechenland

Mindestens eine Branche boomt in Griechenland - der Tourismus: Geschätzte 30 Millionen Besucher werden es Ende dieses Jahres sein, die das Land im Süden Europas besucht haben werden. Kein Wunder, Hellas ist immer noch ein Traumziel für Urlauber, die antike Geschichte, Sonne, Meer, Berge, kulinarische Genüsse, abenteuerliche Erlebnisse und nicht zuletzt freundliche Menschen suchen. Unsere Vereinsmitglieder Kostas Kipuros, Susanne und Richard Schmidt haben sich auch dieses Jahr der Magie des Südens nicht entziehen können und einige Attraktionen Nord- sowie Mittelgriechenlands aufgesucht. Das Besondere dabei: Sie legten die Reise von Leipzig, über Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Serbien und Mazedonien im VW-Multivan zurück. Wir veröffentlichen, heute beginnend, in loser Folge die Reiseberichte der einzelnen Stationen.

5. Juli: Von Leipzig nach Bratislava

Es ist inzwischen 14 Uhr - zwei Stunden später als geplant, aber: Es geht endlich los. Vor uns liegen geschätzte 5000 Kilometer Fahrt - am Ende werden es tatsächlich fast genau 4950 Kilometer sein, die wir auf unserer seit langem geplanten Traumtour zurücklegen: Von Leipzig bis nach Nord- und Mittelgriechenland, mit unserem neuen (gebrauchten) VW Multivan (Dieselskandal hin, Dieselskandal her). Griechenland per Flugzeug oder Fähre zu erreichen - das kennen wir, es stellt also weder eine Herausforderung noch ein Abenteuer dar, wenngleich eine Griechenlandreise natürlich immer wieder ein Eintauchen in eine andere Welt ist.
Diesmal jedoch soll es über den Landweg gehen, weshalb wir mit (fast) allem gerüstet sind: mit einem Zelt, mit Luftmatratzen, Stromkabeln, Kaffeekocher, Wäschleinen, Klammern und anderen Utensilien. Etwas bange ist uns gleichwohl doch. Schließlich führt die Route nicht nur über Tschechien, die Slowakei und Ungarn, sondern auch über Serbien und Mazedonien - Entschuldigung liebe Landsleute (vor allem im Norden), aber wir finden das Namensungeheuer FYROM einfach albern! Zumindest die beiden letzten Stationen sollen ja nicht ganz unproblematisch sein: Pannenhelfer auf Abzocktour, Autodiebstähle, Polizisten, die auch schon mal die Hand aufhalten. Um es gleich vorweg zu nehmen: Nichts davon haben wir erlebt.
Die erste Station machen wir in Bratislava, eher notgedrungen, denn wegen unseres späten Abfahrtermins kommen wir nicht weiter.
Das Hotel Galeria enttäuscht uns zwar - die Fotos im Internet erweisen sich als geschönt, die Hotelpreise als unverhältnismäßig - aber Bratislavas Altstadt gefällt uns auf Anhieb. Alte, renovierte Gebäude, belebte Gassen mit Cafés, Restaurants, Kneipen und Bistros und einem leckeren Abendimbiss. Der Zufall will es, dass das Restaurant, in dem wir uns schließlich niederlassen, ganz in der Nähe der griechischen Botschaft liegt … Griechenland lässt schon mal hier grüßen.

BratislavaBratislava

6. Juli: Von Bratislava zum Balaton

Nach einem weiteren Stadtbummel am Vormittag geht es weiter - nach Ungarn an den Balaton, genauer nach Alsóörs, wo wir das Glück haben, im Sommerhaus einer Tante unterzukommen. In den zwei Tagen, die wir dort verbringen, fahren wir die beiden Abende in das nur 17 Kilometer entfernte Balatonfüred, ein gepflegter, schön gelegener Touristenort, wo offensichtlich Kultur groß geschrieben wird. Rock-, Jazz- und Klassikkonzerte jeden Abend, und auch hier laden kleine Cafés und Restaurants zum Verweilen ein. Der Balaton selbst bietet wegen seines extrem flachen Wasserspiegels und des schlammigen Untergrunds kein ultimatives Badevergnügen, aber das stört uns nicht sonderlich, denn Griechenlands Traumstrände warten ja auf uns.chließlich niederlassen, ganz in der Nähe der griechischen Botschaft liegt … Griechenland lässt schon mal hier grüßen.

8. Juli: Vom Balaton nach Serbien

Ab jetzt beginnt - nennen wir es mal so - der abenteuerliche Teil unserer Reise, denn es geht nach Serbien. Tatsächlich werden aber zunächst unsere Nerven strapaziert, denn am Grenzübergang Röszke stauen sich hunderte Fahrzeuge, PKW, Kleinbusse und Trucks. Die Hitze macht uns zusätzlich zu schaffen, umso mehr, als es nur im Schneckentempo voran geht. Auf serbischer Seite dann die gleiche Prozedur, Bettler belagern förmlich die Reisenden. Aber schließlich liegt auch dieser Abschnitt hinter uns, und wir holpern auf den serbischen Autobahnen weiter gen Süden, wo wir in Nis den nächsten Stopp haben werden. Der gefürchtete Autoput, also die Strecke zwischen Belgrad und Mazedonien, erweist sich erfreulicherweise als relativ gut befahrbar - die Autobahn führt nicht mehr direkt durch Belgrad, und bis Nis reihen sich dann auch in mittleren Abständen Raststätten aneinander. In Nis selbst steppt der Bär - auf dem zentralen Platz der Stadt wimmelt es von zumeist jugendlichen Partygängern, Musik dröhnt aus allen Richtungen, weshalb sich ein kleiner Lapsus - ich hatte mich bei der Hotelbuchung um einen Tag geirrt - letztlich als Rettung erweist, denn das Ausweichhotel liegt in einem ruhigen Stadtviertel.

9. Juli: Von Serbien über Mazedonien nach Thessaloniki

Die Einreise nach Mazedonien hält dann eine erste kleine unangenehme Überraschung bereit, denn nur wer eine sogenannte "Green Card" vorweisen kann, darf die Grenze passieren. Wir haben keine und dürfen deshalb nicht einreisen Der Ehrlichkeit halber sei jedoch angemerkt, dass der Fehler bei uns liegt, denn im Internet ist problemlos zu recherchieren, dass es eben jener grünen Karte, die in Wahrheit ein gelber Zettel ist, bedarf. 70 Euro in bar sind zu entrichten, was wir nicht ganz ohne Murren dann auch notgedrungen tun.
Die Straßenverhältnisse stellen für unseren Van die erste Bewährungsprobe dar. Zwar wird auch in Mazedonien an der Autobahn gebaut, die Mitteleuropa mit Griechenland verbinden soll, doch bis dahin werden wohl noch ein paar Jahre vergehen.
Inzwischen naht der Grenzübergang, der in Mazedonien Gevgelija heißt und vor einem Jahr angesichts der riesigen Flüchtlingstrecks aus Syrien Schlagzeilen machte. Außer einem mit Stacheldraht umzäunten Containercamp erinnert jedoch nichts mehr an jene dramatischen Tage.

10. Juli: Thessaloniki

Wir haben eine Stadtrundfahrt, beginnend vom berühmten Weißen Turm, gebucht. Neben den Sehenswürdigkeiten der Stadt sind wir nicht zuletzt von den Fahrkünsten des Busfahrers beeindruckt, umso mehr, als der Bau der U-Bahn das ohnehin unübersehbare Verkehrschaos weiter steigert. Die einzelnen Stationen der Hop-off-hopp-on-Tour sind unterschiedlich interessant, was uns jedoch enttäuscht, ist das Fehlen jeglichen Bezugs auf die jüdische Vergangenheit der Stadt. Immerhin war Thessaloniki jahrhundertelang einst mehrheitlich von Juden bewohnt und verdankt eben dieser Tatsache den Ruf, das Jerusalem des Balkans gewesen zu sein.

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11. Juli: Von Thessaloniki zum Olymp

Wir verlassen Thessaloniki und fahren auf südwestlicher Route, um uns einen Traum zu erfüllen: eine Bergwanderung zum Gipfel des Olymps. Zunächst machen wir auf einen Kaffee in Litochoro Halt, von wo aus die meisten Olympwanderer starten. Der kleine, quirlige Ort liegt am Fuße des Götterbergs und verdankt seinen Wohlstand dem Tourismus. 

Nach der kurzen Pause führt uns der Weg - noch mit dem Auto - bis Prionia, wo die Straße endet und der Wanderpfad zum Gipfel beginnt. Die Kennzeichen der Fahrzeuge auf dem Parkplatz geben Auskunft über die Nationalität der Bergwanderer: Serben, Russen, Griechen, Italiener, Deutsche, Polen und Franzosen suchen die Magie des Olymps. Wir packen die nötigen Utensilien in die Rucksäcke und machen uns auf den 6,5 Kilometer langen Weg zur Schutzhütte Spilios Agapitos, auf dem ca. 1000 Höhenmeter zu bewältigen sind. 

Die Natur schlägt uns sofort in ihren Bann: Dichte Wälder, bizarre Stämme und eine wildromantische Bergwelt bilden eine filmreife Kulisse für unseren beschwerlichen Aufstieg, für den durchschnittlich drei Stunden zu veranschlagen sind und für den wir dann doch viereinhalb Stunden brauchen. 

Oben in der Schutzhütte erwarten uns bereits die beiden Betreiber Maria und Dionyssos, die im Frühjahr als Gäste des Leipziger Griechenhauses einen gut besuchten und viel beachteten Vortrag über den Olymp gehalten haben. Entsprechend herzlich ist die Begrüßung und das Wiedersehen.

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12. Juli: Von der Schutzhütte Spilios Agapitos bis (fast) zum Olympgipfel Mitikas

Am nächsten Morgen brechen wir zum "Sturm" auf den Gipfel des Olymps auf. Es wird noch einmal ziemlich beschwerlich, aber die atemberaubende Bergwelt lässt uns immer wieder die Strapazen vergessen. Schnell realisieren wir, dass die meisten Wanderer offensichtlich weitaus geübter und erfahrener sind als wir. Das hilft, die eigene Unzulänglichkeit zu relativieren und Minderwertigkeitskomplexe zu vertreiben. 

Etwas unterhalb des eigentlich höchsten Gipfels des Olymp, des 2917 Meter hohen Mitikas, beschließen wir, den Aufstieg zu beenden. Uns trennen lediglich geschätzte 15 Minuten Fußmarsch vom Plateau, von wo es auf den Mitika geht, der wie ein Riesenzahn in den Himmel ragt. Aber erstens haben es diese letzten Meter in sich, und zweitens kommt für uns die Erklimmung des eigentlichen Gipfels ohnehin nicht in Frage - dank des Vortrags von Maria und Dionyssos wissen wir, dass dieses Wagnis geübten Bergwanderern vorbehalten sein sollte.  

Unsere Freude und unseren Stolz schmälert es allerdings keineswegs, dass wir es nicht ganz bis nach oben schaffen, der Eindruck ist auch so überwältigend. Wir verweilen noch zu einer spirituellen Rast auf einem kleinen Vorsprung und beginnen dann mit dem Abstieg.

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13. Juli:  Vom Olymp nach Portaria (Pilion)

Die Attribute, mit denen Pilion bedacht wird, lässt nichts weniger als einen Garten Eden vermuten. Die Halbinsel, im zentralen Osten Griechenlands gelegen, ist reich an platanen- und kiefernbestandenen Wäldern, die zum Teil bis direkt an die Küste reichen, Obstgärten, Naturquellen, Wasserfällen und malerischen Bergdörfern. Wir lassen voller Erwartungen Volos rechts liegen und steuern die erste Station - Portaria - an. Der kleine Touristenort liegt auf etwa 600 Metern Höhe und ist der ideale Ausgangspunkt für den "gyros tou Piliou", die Rundfahrt über die Halbinsel. 

Das ausgesprochen hübsche Hotel, für das wir uns entscheiden, ist, von uns abgesehen, leer - eine Folge der Krise, wie wir vermuten und damit falsch liegen. Die Hotelchefin erklärt uns lächelnd, dass hier die Saison traditionell erst im November beginnt, wenn - wir glauben es kaum - der erste Schnee liegt, der übrigens in manchen Jahren eine Höhe von sechs Metern erreichen kann. Zwei in der Nähe liegende Skipisten locken zahlreiche Winterurlauber an.

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14. Juli: Von Portaria nach Chorefto

Nach einem kleinen Abstecher in den idyllischen Nachbarort Makrinitsa, den man sich keinesfals entgehen lassen sollte, fahren wir weiter an die Ostküste Pilions nach Chorefto. Lange Sandstrände mehrere Hotels und Pensionen und Tavernen haben sich inzwischen auf einen regen Tourismus eingestellt, der ideale Ort, um für ein paar Tage auszuspannen.

Allerdings macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Zwei Tage und Nächte regnet es ununterbrochen wie aus Eimern. Wir machen aus der Not eine Tugend, steigen in unseren Van ein und fahren mehrere der verträumten Bergdörfer ab. Unvergesslich der Anblick der 1000-jährigen Platane von Tsangarada auf dem zentralen Dorfplatz mit dem gewaltigen Umfang von 14 Metern. Touristen aus Israel, Italien, Serbien und Russland bestaunen den ungeheueren Baum.

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15. Juli: Von Chorefto nach Kalambaka/Meteora

Es gibt Orte, deren Beschreibung sich dem normalen Wortgebrauch entziehen: Die Klöster von Meteora sowie die Felsen, auf denen sie errichtet wurden, gehören dazu. Als im 9. Jahrhundert Eremiten auf den 200 bis 300 Meter hohen Felsen Gebetsstellen errichteten, begann die Geschichte der Klöster. Insgesamt errichteten die Einsiedler über 20 Klöster, von denen heute noch nur noch sechs bewohnt sind. Drei davon, unter anderem das Frauenkloster Agias Barbaras Rousanou, besuchen wir, bestaunen die Architektur sowie die überwältigenden Ikonenmalereien in den Kapellen. - Die orthodoxen Einrichtungen lassen sich per Wanderweg erkunden, was etwas mühselig und zeitaufwendig ist, man kann auch Busfahrten nutzen oder mit dem eigenen Pkw von Kloster zu Kloster fahren. 

Beschaulichkeit wird der Besucher hier übrigens leider kaum noch finden, denn es machen sich täglich ganze Heerscharen von Touristen auf den Weg, ein Besuch der Klöster lohnt gleichwohl trotzdem. Achtung: Bei einem geplanten Besuch ist zu bedenken, dass jedes Kloster pro Woche einen Schließtag hat, das heißt, je eins kann nicht besucht werden.  Und noch ein Tipp: Wer sich einen filmischen Eindruck von der Kulisse machen möchte, schaue sich den James-Bond-Klassiker "In tödlicher Mission". Die meisten der Szenen wurden im Kloster Agia Triada gedreht.

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Und hier ein altes Kalenderblatt aus dem Jahr 2014:

Stammtisch am 31.01.2014

Herr Rolf-Michael Turek stellte gemeinsam mit dem jungen Kreter Alexandros den Schriftsteller Nikos Kazantsakis vor. Das Gespräch wurde durch Musik und Tanz sowie das Einspielen einiger Filmsequenzen bereichert.


Und schließlich finden Sie hier das Archiv des "Griechenhauses" bis zum Jahr 2013

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